Sonntag, 25. März 2012
zweisam -einsam
Wir waren uns immer oder meistens gute Zuhörende. Lieblingsrituale beim Sonntagsfrühstück, wenn er nach dem Laufen Brötchen mitbrachte, manchmal mit kleinen Gourmet-Happen vom Feinkostgeschäft am Abend mit Wein oder einfach so von Sofa zu Sofa. Mitten in so ein Ritual platzte der Schmerz und nahm mir meinen Mann. Er kann sich nur noch auf sich konzentrieren, meistens jedenfalls. Das meistens dreht sich um und lässt die Zukunft zurück. Andere machen schon seit Jahren oder ihr lebenlang Sorgen, Freuden und Nöte mit sich allein aus. Das lernt sich nicht von heute auf morgen. Eigentlich kann ich das. Blogge ich deshalb? Weil ich die Gruppen für Angehörige zu aufgesetzt finde, weil die Einzelgespräche mir das Sterben als Geschenk verkaufen wollen, weil die Therapieliste keine freien Plätze vergibt? Weil die Freunde nichts richtig machen (können)? Es ist ein Risiko, den Blog für Kommentare frei zu geben. Aber vielleicht interessiert es ja auch die Welt nicht. Was wäre besser? Es kümmert nicht oder ich soll auch noch lesen?
Der Arzt hat gesagt, gestern oder war es schon vorgestern, man muss sich als Schmerzpatient daran gewöhnen, die Tage zu nehmen wie sie kommen. Mal gut, mal schlecht. Es gibt keine lineare Besser-Werde-Kurve. Es schwankt. Beim dritten Bettbezug heute nach dem Schwitzen und beim Waschen der Schlafanzughose und über die Heizung hängen, damit sie gleich am Morgen gegen den schwitzige ausgetauscht werden kann, wünschte ich den sanften Arzt mit dem dezenten attraktiven Silberblick zum Teufel.

P.S.: Beachten Sie auch die Werbung: Das "Mein Erlöser lebt"-Projekt am Rand. Vielleicht will ich doch nicht geschmacklos animiert werden. Krebs-Peep-Show?

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