Sonntag, 1. April 2012
sonderbar
In einem Buch habe ich gelesen, dass pflegende Angehörige "sonderbar" werden. Damit ist gemeint, ihr Verhalten ist der Umwelt nicht (mehr) verständlich. So fühle ich mich auch oft: Ich kann mich nicht verständlich machen oder habe keine Lust, Erklärungen abzugeben. Es nervt mich, wenn mein Vater im 86. Lebensjahr ständig jammert, er könne nicht mehr so, aber gleichzeitig von einem Ausflug für einen ganzen Tag in eine fremde Stadt erzählt. Das kann mein Mann zur Zeit nicht. Oder eine Freundin aufgrund ihrer Arbeitsbelastung eine bestimmte Ausstellung nicht besuchen kann. Na und! Die Sorgen möchte mein Mann haben. Ich kann es nicht mehr hören, vermeide Telefonate und ziehe mich von Verabredungen zurück. Ich habe keine Lust, mich mit den Sorgen und Ängsten von anderen zu beschäftigen. Ich bin ungeduldig - was kann mein Vater dafür, dass mein Mann Krebs hat - und belehrend - was ist schon eine Ausstellung im Vergleich zum nahen Lebensende - und ungerecht. Aber kann ich überhaupt gerecht sein? Ich fühle mich oft einsam und Gespräche ändern daran gar nichts. Ein Teufelskreis?

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